Fazit: Die Zugehörigkeit zum Euro brachte Spanien in den letzten 15 Jahren dramatisch sinkende, historisch niedrige Zinsen sowie durch wegfallende Währungsrisiken innerhalb des Euroraumes geschichtlich einmalig hohe Kapitalzuflüsse. Die durch die Euro- Zugehörigkeit herbeigeführte ausländische Kreditflut bewirkte eine deutlich stärkere Immobilienblase als in den USA und trug die spanische Volkswirtschaft über das Maß hinaus, das sie aus eigener Kraft vermocht hätte.
Die überfällige Korrektur am spanischen Immobilienmarkt und der damit ausgelöste Wirtschaftsabschwung werden noch weiter dadurch verschärft, dass Spanien wegen der Zugehörigkeit zum Euro- Block keine Möglichkeit hat, über Zinssenkungen und Schwächung der Landeswährung, wie es die USA bis vor kurzem praktizierten, der Wucht des Abschwungs geldpolitisch gegenzusteuern.
Angesichts einer schmerzhaften und langwierigen Anpassungskrise mit schrumpfender Wirtschaft und hoher Arbeitslosigkeit könnten spanische Politiker daher versucht sein, einen weniger schmerzhaften Weg zu gehen: den Austritt aus dem Euro und die Wiedereinführung der Peseta. Dies würde kurzfristig die wirtschaftlichen Probleme erheblich abmildern. Die spanische Notenbank könnte die Zinsen auf das einer Rezession oder Depression angemessene niedrige Niveau senken und damit einerseits die Investitionen im Inland ankurbeln und andererseits über eine Währungsschwächung die Exporte fördern sowie Importe durch heimische Produktion ersetzen.
Die negativen Auswirkungen der sich abzeichnenden spanischen Wirtschafts- und Finanzkrise könnten aufgrund der starken finanziellen und ökonomischen Verflechtungen Spaniens mit dem Euro- Raum und Deutschland für uns noch gravierender sein als die Auswirkungen der US- Immobilienkrise.
Teil I: Ursachen und Hintergründe des spanischen Immobilien- und Wirtschaftsbooms
Wie ist es ökonomisch zu erklären, dass ein Land mit einem BIP von etwa € 1.000 Mrd. und einer Bevölkerung von knapp 45 Millionen in jüngster Zeit mehr Wohnungen baute als die drei Länder Deutschland, Frankreich und Italien bzw. Großbritannien zusammen (Bergheim 2007, S.10), die gemeinsam eine Wirtschaftskraft haben, die etwa 6 Mal so groß ist wie diejenige Spaniens und einer Bevölkerung, die gemeinsam mehr als 4 Mal so hoch ist wie diejenige Spaniens? Wie konnte es zu solch – bei Betrachtung mit gesundem Menschenverstand – völlig unhaltbaren Zuständen kommen?
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