SEIT WANN GIBT ES GEPLANTEN VERSCHLEIß? Unter „geplantem Verschleiß“ oder „geplanter Obsoleszenz“ wird der geplante, vorzeitige Verschleiß von Produkten, die eigentlich viel länger halten könnten, verstanden. Geplanten Verschleiß gibt es noch nicht lange. Es ist ein Phänomen, das wirtschaftsgeschichtlich wohl kaum älter als 100 Jahre ist. Es wurde in den USA erfunden.1 Eines der beeindruckendsten Beispiele, wie die gewollte, geplante Verkürzung der Haltbarkeit von Produkten in der Industrie Einzug hält, ist zugleich einer der wirtschaftshistorisch vermutlich ältesten Fälle: Er findet sich in der US-Automobilindustrie Anfang der 1920er Jahre. Henry Ford war ein unerschütterlicher Anhänger von Qualität und langer Haltbarkeit, ein überzeugter Techniker, für den die Integrität des Produktes immer an erster Stelle kam. Alle Gedanken an Gewinn waren für ihn nebensächlich. Er wehrte sich vehement gegen alle Arten von Verkürzung der Lebenszeit oder vorzeitige Veralterung seiner Autos.2 Ford war mit dieser Einstellung lange Zeit extrem erfolgreich: 1921 hatte sein „Model T“, das es nur in schwarz gab und das insgesamt über 15 Millionen Mal gebaut wurde, einen USMarktanteil von 61 %.3 Zu dieser Zeit hatten bereits über 55 % aller US-Haushalte ein Auto.
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